Unter Interpretation von Musik versteht man gemeinhin ihre praktische Aufführung. Aber auch die sprachliche Beschreibung von Musik, ihre theoretische Deutung und wissenschaftliche Analyse, ist eine Form der Interpretation. An keinem anderen kompositorischen uvre ist die Notwendigkeit der Verflechtung von Praxis und Theorie, von Musikausübung und Wissenschaft so früh sinnfällig geworden wie an demjenigen Johann Sebastian Bachs. Bachs Musik interpretieren heisst bis heute, mit einer Unzahl von philologischen, analytischen, aufführungspraktischen, interpretationsästhetischen und rezeptionsgeschichtlichen Fragen konfrontiert zu sein.
Dieser Gedanke stand im Vordergrund der Zürcher Ringvorlesung im Sommersemester des Bach-Jahres 2000, veranstaltet vom Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich und der Musikhochschule Winterthur Zürich, deren Beiträge in diesem Band veröffentlicht werden.
Bach-Interpretationen: Eine Zürcher Ringvorlesung zum Bach-Jahr 2000
Aus dem Inhalt: Siegbert Rampe: Bach-Interpretation und historische Wirklichkeit - Dominik Sackmann: Ein Plädoyer für das Projekt Aufführungspraxis - oder: Alte Quellen zur Aufführungspraxis von Bachs Orchestermusik neu gelesen - Hermann Gottschewski: Takt und Metrik in Bachs Fugen - Meinrad Walter: J.S. Bachs geistliche Musik als «Sprache des Glaubens». Was bedeutet das für die Aufführungspraxis? - Johann Sonnleitner: Czernys rätselhafte Bach-Tempi oder: Versuch über die variable Art das Metronom zu gebrauchen - Hans-Joachim Hinrichsen: Bach-Interpretation im 19. Jahrhundert: Moritz Hauptmann, Wilhelm Rust und die Alte Bach-Gesellschaft - Hans-Joachim Hinrichsen: Anhang: Wilhelm Rusts Bearbeitung des Duetts aus der Kantate BWV 37 (Faksimile).